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078 Der Wald, unser Verbündeter Teil 1

Pascal Lerescheist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Mit seiner Familie wohnt er in Uster, wo er seit gut 10 Jahren selbständig als Therapeut tätig ist. Seine Arbeit findet in seiner Praxis statt, führt ihn und seine Klienten aber auch immer wieder nach draussen, in den Wald. Damit erfolgt ein Brückenschlag zwischen seiner berufsmässigen Rolle als Therapeuten und seiner eng mit der Natur verbundenen Persönlichkeit. Pascal Leresche begleitet Menschen, welche sich in schwierigen Lebensphasen oder einem Umbruch befinden, welche sich nach Frieden mit sich und der eigenen Geschichte sehnen, die ihren Platz im Leben finden und ihren eigenen und liebevollen Weg gehen möchten. Mit therapeutischer Ausrichtung werden Rituale vorbereitet und draussen durchgeführt.

Der Wald bietet einen geschützten Raum für diese achtsame und gleichwohl wirkungsvolle Arbeit; er spiegelt den Menschen in seinen Gefühlen, beschützt und heilt, führt zu unseren Wurzeln und zu tiefem Vertrauen.

 
Elevator-Pitch: Eine kurze Begegnung, in der Du 10 Sekunden Zeit hast zu beschreiben was Du machst (in Bezug auf die Natur und Deine Arbeit).
Mit therapeutischer Ausrichtung begleite ich Menschen in Ritualen im Wald, Menschen, die in ihrem Leben etwas verändern möchten.
  
Wie ist Deine ganz persönliche Beziehung zur Natur/dem Wald?
Im Wald spüre ich ein Verbundensein mit Grösserem und erkenne dadurch meinen Platz - im Leben, im Universum... Dadurch spüre ich meine Wurzeln, finde zu mir. Ich empfinde grosse Achtung gegenüber dem Leben und allem Lebendigen; der Schönheit der Natur zu begegnen, das Mystische im Wald wahrzunehmen... - all das macht mich glücklich, öffnet mein Herz und unterstützt mich, diese Liebe zu mir selbst zu empfinden und in die Welt hinaus zu tragen.
 
 
Hast Du einen Lieblingsplatz in der Natur und wie sieht dieser aus?
Ja und nein. Es gibt viele wunderbare Plätze, die mir wichtig sind, und zu denen ich eine starke Verbindung habe, die ich regelmässig aufsuche. Dies kann ein bestimmter Baum sein, den ich immer wieder mal gerne besuche. Oder das Plätzchen, an dem ich zusammen mit meinen Kindern am Feuer sitze und Lieder singe, umhüllt von der winterlichen Dunkelheit. Da gibt es Ritualplätze, die mir Heilung und Weiterkommen ermöglichen - beispielsweise jener bei einer alten, wetterschiefen Bergkiefer im Ybrig, oder mein Ritualplatz nahe Uster, der einfach wunderschön und durch das Vorhandensein von "verwirrenden" Wasseradern kaum zu finden ist... Oft geht es nicht um einen bestimmten Ort, sondern vielmehr um einen Bewusstseinszustand.
 
 
Gibt es ein Wald-/Naturerlebnis das Dich persönlich ganz besonders geprägt hat? Was ist es, dass Dich noch heute an diese Situation erinnert und was hast Du daraus für Dein Leben mitgenommen?
Einst hatte ich mich verirrt - was mir eigentlich fast nie passiert. Ich war auf der Suche nach einem neuen Ritualplatz und fand diesen auch resp. dieser hatte mich gefunden. Bei der Auskundschaftung der näheren Umgebung passierte es: Ich hatte keine Ahnung mehr, wo sich der Platz (und mein Rucksack) befindet. Es begann zu dunkeln, kalt war es und Schnee lag auf dem Waldboden. Ich geriet in Panik - auch dies sehr überraschend, da ich dies kaum von mir kannte -, ich wusste nicht, was mit mir passierte. Etwas später fand ich auf dem Boden liegend wieder zu mir. Mir war, als hätte ich eine Reise "in den Wald" unternommen, als wäre ich von diesem aufgenommen worden, ich fühlte mich "angekommen". Mit diesem Gefühl stand ich auf, ging trotz Dunkelheit los und kam von alleine zum Ritualplatz - und zurück zu meinem Rucksack. Da wurde mir klar, dass sich der Wald nie mehr so anfühlen würde wie zuvor. Auch wenn schon immer eine grosse Verbundenheit zum Wald da war - nun war etwas Tiefes entstanden (oder etwas Altes wieder erweckt worden). Damit wurde mir auch Verantwortung übertragen.
 
 
Wann ist für Dich der Weg in den Wald eine ganz bewusste Entscheidung und weshalb?
Der Weg in den Wald ist immer eine bewusste Entscheidung. Einfach, weil es mich dahin zieht, aus Freude. Und als wunderbarer Raum für ein schönes Erlebnis mit der Familie oder einen Spaziergang. Aber auch aus Leid und weil ich weiss, dass es mir danach gut gehen würde. Und natürlich für meine Arbeit mit Klienten und auch für die Arbeit an mir.
 
 
Was hat Dich dazu bewegt, die Natur/den Wald in Dein berufliches Tun einfliessen zu lassen?
 Zum einen wollte ich den Menschen all die wunderbaren Möglichkeiten erschliessen, denen ich in eigenen Ritualen über Jahre hinweg gewahr geworden bin. Solche Rituale öffnen Räume und Wege, welche, soweit ich es erfahren habe, kaum auf andere Weise zugänglich sind. Zum anderen ermöglichte mir dies den Brückenschlag zwischen meinem beruflichen Tun und meiner persönlichen Liebe zur Natur. Dadurch kann ich auch in der Arbeit auf weit grössere Weise das Meine leben.
 
 
Welche Personen möchtest Du mit Deinem Angebot ansprechen?
Die Menschen, die ich begleiten darf, suchen den Frieden mit sich, mit Ereignissen, mit anderen Personen. Sie kommen aus schmerzhaften Gefühlen wie Trauer oder Angst zu mir, oder sie befinden sich in einem Übergang und sind auf der Suche nach dem, was in ihrem künftigen Leben Platz einnehmen soll... Konkret kann es um Verlust oder die Angst davor gehen. Oder jemand versucht ein erfahrenes Mobbing oder ein Burn-out zu überwinden. Es geht um die Lösung von Suchtthemen, von Verstrickungen mit anderen Personen. Es geht um die Bewältigung eines Traumas, um den Übergang ins Erwachsenenlebens oder die Pensionierung. Oder darum, die eigene Wahrnehmung zu erhöhen...
 
 
Was möchtest Du den Personen, die Dich auf Deinen Natur- und Waldgängen begleiten mitgeben, beziehungsweise worin möchtest Du sie unterstützen?
Oft höre ich Geschichten von Menschen, die sich getrennt und alleine fühlen, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben, nicht in ihrer vollen Kraft stehen. Wo Urvertrauen bloss ein Begriff, nicht aber ein Gefühl ist… Und selten sind sich diese Menschen bewusst, wievielen anderen es ähnlich ergeht - sie fühlen sich dadurch zusätzlich alleine und isoliert. Unsere Urahnen waren mit der Natur, dem Göttlichen und somit mit sich gut verbunden. Sie feierten diese Verbundenheit und das Urvertrauen in "ihren" Kirchen, dem Wald, dem heiligen Hain. Es geht darum, das vielen von uns dies abhanden gekommen ist: Ein Bewusstsein für uns selbst und für unseren Platz im Leben. Mein Anliegen ist es, dass die Menschen wieder zu dieser Verbundenheit finden - und zu sich.
 
 
Hast Du einen Tipp wie wir unsere Gesundheit mit einem Natur-/Waldbesuch besonders stärken können?
Grundsätzlich reicht es schon aus, dass wir uns die Zeit für einen Waldbesuch nehmen. Und es dabei nicht um Leistung - wie beim Joggen - oder um andere Erwartungen geht. Sondern einfach darum zu sein und wahrzunehmen. Wenn ich dann zusätzlich die Wege verlassen und - vielleicht auf allen Vieren kriechend - ins Unterholz gehe, dann nehme ich Vieles wahr, was mir sonst entgangen wäre. Suche ich mir weiter noch ein schönes Plätzchen und mache eine einfach Atemübung oder eine kurze Meditation, dann habe ich sehr viel getan für mich - und für den Wald. Mittlerweile konnte auch die Wissenschaft belegen, wie gesund der blosse Aufenthalt im Walde ist, weil die Bäume über Botenstoffe direkt mit unserem Immunsystem und dem Unbewussten kommunizieren.
 
 
Was liegt Dir noch am Herzen, das Du uns mit auf den Weg geben möchtest?
Dass es schön wäre, der eigenen Wahrnehmung und der inneren Stimme mehr zu vertrauen. Und sich dabei mit Liebe und Empathie zu begegnen - es darf auch mal etwas nicht oder noch nicht klappen, da braucht es keine Wertung. Da oft mangels Vertrauen das Bedürfnis nach Sicherheit hoch ist, kommt der Kontrolle eine zentrale Bedeutung zu: Vielleicht mag man die eigene Komfortzone mal verlassen und sich von dem Nicht-Fassbaren berühren lassen.
 
 
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